Eindrücke von der DM 98

(Ein Bericht von Winfried Trübenecker)


SAMSTAG, 31.1.1998

Bisher wurde auf fünf Feldern gespielt, jetzt sind es nur mehr vier, viel Arbeit am Vormittag für die Helfer, die eine ganze Tribühnenseite verschieben.


12 Uhr: Viertelfinale Herrendoppel

Kuhl/Tesche verlieren so klar, wie Ottrembka/Reichel den ersten Satz. Bei vier Feldern konzentriert sich das Interesse auf die beiden mittleren, Voepel/Merget (Anspach) genießen als die Überraschungssieger des Achtelfinale den Zuschauerbonus. Man lauert auf eine weitere Überraschung, Harald Voepels Kampfrufe lockern ein wenig die Hallenatmosphäre - aber die Anspacher verlieren den ersten Satz, schleppen sich im zweiten nur mehr übers Feld (Harald: Wir waren kaputt).

Auf den Nebenfeldern beenden fast zeitgleich die Favoriten ihre Matches.

15:8 für Mohr/Keck im 2.Satz und auch Helber/Siegemund schließen bei 15:4 die Bücher. Bleiben Joppien/A. Wölk, die jetzt davonziehen, gegen Farries/Berger fast mühelos ein 15:8 herausspielen.

 

12 Uhr 45: Dameneinzel Viertelfinale

Überraschung auf dem 4. Feld, Claudia Vogelgsang, die weiter in Hochform spielt, nimmt Steffi Müller, deren Aufholjagd zu spät kommt, über 6:0, 9:1 deklassiert sie Steffi nahezu im 2. Satz, smash zum richtigen Zeitpunkt, 10:4, aber 10:5 und dann Steffi kühl: Sie spielt konsequent. bis 10:10, Claudie verlängert nicht, Steffi reißt bei 11:10 das erste Mal die Faust hoch, das 2. Mal bei 11:5 Endstand.

Daneben erzwingt Anne Hönscheid den dritten Satz gegen Nicole Grether, die aber im dritten mit 11:1 nichts mehr gegenüber ihrer jugendlichen Kontrahentin(17) anbrennen läßt. Also noch Piotrowski gegen Heike Schönharting, die zweimalige Meisterin gewann den ersten Satz, jetzt führt Kathrin 8:6 da verletzt sich Heike bei einem extremen Cross - Ballwechsel am Netz, der Physsio wird gerufen, das dauert fünf bis acht Minuten, erste Wetten laufen im Publikum, daß die junge Piotrowski die Pause nicht wegstecken kann. Und so komm t es auch. Kathrin: "Ich war mit meinen Gedanken nicht mehr bei meinem eigenem Spiel, sondern fragte mich immer, was ist mit ihr wohl (noch) los. Aber das ist meine eigene Schuld, es liegt nicht an der Pause". Klingt wie die Einstellung eines Champions.

 

13 Uhr 30: Herreneinzel Viertelfinale

Die Halle ist mit weit über 1000 Zuschauern gefüllt, als jetzt Oliver Pongratz Badminton verschärft zelebriert. 15:0 zum ersten, aber Marc Hannes spielt zur der Freude der Zuschauer auf seine eigene Art spektakulär: Jeder Schlag durchgefintet, abgezockt, seine Blicke gehen überall hin, nur nicht dahin, wohin er schlägt, so gelingt es ihm mit sensationellem Einsatz, 19 Jahren, und einfach wesentlich kleiner gebaut, den Superstar ein ums andere mal zu verladen, im 2. Satz mit 4 Punkten. Somit noch in der Welt – unter – 5 – gegen – Oli.

Im Langenfelder Duell gewinnt Andreas Wölk gegen gerade 17 gewordenen Björn Joppien. Stefan Dreseler: „Er hat in der letzten Zeit einen riesigen Sprung gemacht, den Anschluß an die anderen in der Gruppe geschafft. „Gemeint ist Björn, der seinen älteren Bruder Mike schon mal an Körpergröße übertrifft. Im Duell Marek Bujak gegen Conny Hückstedt gewinnt Marek, die No. 2 in Deutschland. Er meinte hinterher: „Ich hatte einige gesundheitliche Probleme, aber Conny ist es nicht gelungen, sie auszunutzen".

M. Joppien Kontra M. Helber: Die Halbfinalisten im Doppel in der Mitte der Halle, Helber gewinnt deutlich den ersten, zäh wie Leder der zweite, nie mehr als zwei Punkte Abstand, aber Michael versäumt es zuzumachen, im dritten ein 8:10, dann triumphiert das konstante, unauffällige Spiel der Mike Joppiens. Der letzte der Langenfelder im Halbfinale. Und sie trainieren sogar zusammen.

 

15:00 Uhr: Mixed Viertelfinale

Drei Favoriten hatte das Turnier. Kuhl/Pitro marschieren, ebenso Siegemund/Stechmann. So war ein Teschebruder draußen. Thomas! Spannender machte es Joachim mit K. Piotrowski, die praktisch überall spielte, und dabei mit ihren ein Meter sechzig (?) auch noch aussieht wie ein Fächerkombi Blockflöte und Basteln, naja. Halt bescheiden, großartig, unscheinbar und phantastisch. Anders wie die anderen. Gegen Keck/Mirtsching können beide den ersten Satz lange offen halten, im 2. Satz durch die eigenen Fehler demoralisiert.

Kathrins Aufstieg letzte Saison bei den Aktiven war kometenhaft, im Achtelfinale hatte sie Heike Schönharting geschlagen, sich seitdem oben stabilisiert.

< Umbaupause >

 

16 Uhr 30: Damendoppel Halbfinale

Tummer/Pitrowski aus Bottrop, an 9 und 11 der deutschen Rangliste, spielen gegen die an eins gesetzten Stechmann/Ubben. Daneben N. Grether/S. Beissel an drei gesetzt, gegen die No. 2 der Setzliste Pitro/Sietz. Zwei ausgeglichene Paarungen. Eine deutliche Überlegenheit einer Seite kristallisiert sich nicht heraus, dafür extrem lange Ballwechsel – bis zu einer Minute -, Frau lauert auf Abstimmungsprobleme bei den Gegnerinnen, vermeidet zu Beginn, eigenes Risiko zu gehen. Springt die kleine Kathrin vorne rein und punktet, hebt sie schon mal entschuldigend die Hand nach einem 15:9 für Ubben/Stechmann heißt es dritter Satz.

Daneben ebenfalls gegen die Gewinner des ersten Satzes Verlängerung im 2. Satz, Pitro/Sietz halten den Druck, spielen absolut zwingend, 18:13, dritter Satz, es ist 17 Uhr 26. Schätzungsweise 1500 Leute tummeln sich in der Halle, sitzen dicht gedrängt in der nähe der Felder, schaffen eine Center-Court artige Atmosphäre. Zeitgleicher Pausenwechsel 6:8, 8:8, die zweiten. 15:7, gewinnen Grether/Beissel, 15:11 Stechmann/Ubben.

 

18 Uhr: Herrendoppel Halbfinale

Ungefährdet und austrainiert, schnell auf 8:1, dann 15:7 entscheiden Siegemund/Helber gegen Mitteldorf/Frey den 1. Satz für sich, dann 15:11. Frey war mit 38 Jahren der älteste Spieler des Turnieres (siehe auch Interview Kai Mitteldorf).

Mohr/Keck wurden stark gefordert, nach 25 Minuten stand es im 2. Satz 9:8 für sie, schließlich 15:8.

 

Dameneinzel Halbfinale

Steffi Müller – Heike Schönharting

Wieder liegt Steffi 6:0 hinten, bis sie den ersten Punkt macht. Als sie endlich aggressiver spielt, steht es 10:1 für Heike, schließlich 11:4, Heike kämpft mit ihrem Knie, Steffi auch mit sich selbst.

Auf dem Nebenfeld mehr Klasse, 11:8 für Katja Michalovski, wesentlich mehr Spannung, Herausforderungen, die ausgespielt werden.

Im zweiten Satz: Katja führt 10:8, Grether kommt in Spiel zurück, 10:10, 11:10 für Nicole, die wie aus einem Guß spielt, aber Katja holt sich den Ball zurück, gleicht aus und mit einem ihrer Paradeschläge, einer ersatzlosen cross-kurzen Abwehr beendet sie ein Driveduell.

9:5 führt Steffi jetzt, gewinnt 11:6 es ist 19 Uhr 24.

 

19 Uhr 30: Halbfinale Herreneinzel

Sage keiner, die Zuschauer kämen nicht wegen Oli Pongratz, apropos Langeweile. Nicht nur geht oft ein Raunen durch die Ränge, man kann ja seinen Gegnern helfen. M. Joppien hält phantastisch mit im 2. Satz, versiebte im Übereifer manchen Finaleschlag, hielt ein 8:8, führte öfter, gelangte ans Ende der Fahnenstange bei 15:9. Lag eine Sensation in der Luft? No Way, Oliver gab 10 Minuten nach dem Match offiziell am Stand seines Sponsors Autogramme.

Nebenschauplatz: Der dritte Langenfelder Andreas Wölk, hat keine Chance gegen Marek Bujak.

 

Neuer Verein für Oli Pongratz ?

Oliver Pongratz hat sich, wie zu hören war, an vier führenden Vereine wg. Vereinswechsel gewendet. Hintergrund: Damit die Langenfelder Talentschule aufrechterhalten werden kann, und Oli halt 50% des Budgets kostet, ging in diesem Fall die Initiative für den Vereinswechsel von Langenfeld aus. Aber dies ist sicher nur ein Teil der Gesamtinformation. Da bei den Vereinen bis zuletzt Finanzierungsprobleme diskutiert wurden (In Berlin erklärten alle Spieler öffentlich, wg. Ebbe in der Kasse, auf ihre Play-Off-Gelder zu verzichten), ist der Ausgang der Geschichte völlig offen (?).

Winfried Trübenecker

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