SSV Heiligenwald am Ziel seiner Träume
Empfang bei der Gemeinde Schiffweiler

Deutscher Mannschaftsmeister 1995/96

Aufschrei!!! Arme recken sich in die verbrauchte Hallenluft. Die Düsseldorfer Sporthalle am Kikweg droht zu bersten. Die 50 mitgereisten Fans des Riegel-PokalSSV Heiligenwald hält nun nichts mehr auf den Rängen. Trommeln, Kuhglocken, Singen, Freudenschreie - ohrenbetäubender Lärm. Spieler und Fans liegen sich in den Armen. Hier und da sieht man selbst bei abgeklärten Spielern und Funktionären Freudentränen herabrinnen. Impressionen kurz nach dem Sieg von Michael Keck über Franz Josef Müller beim 3. Finale um die Deutsche Mannschaftsmeisterschaft. Heiligenwald hat es geschafft!

„Der neue Deutsche Mannschaftsmeister heißt SSV Heiligenwald"

Selbst noch Minuten später verhallen die Ansagen des Hallensprechers im überschäumenden Jubel. In Heiligenwald ist man am Ziel seiner Träume. Alle Strapazen, Probleme, schlaflose Nächte oder bittere Niederlagen sind auf einmal dahin. Noch einmal bestätigte es der Hallensprecher: „Der neue Deutsche Mannschaftsmeister heißt SSV Heiligenwald"

Auf der anderen Seite Enttäuschung - Ernüchterung.

Die Düsseldorfer Spieler sitzen mit gesenkten Köpfen auf der Bank oder auf dem Hallenboden. Die knappe Niederlage schmerzt noch vielmehr als der von der langen Saison geschundene Körper. Szenen an die man sich in Heiligenwald noch sehr gut erinnert. Mußte man doch im letztjährigen Finale genau diese bittere Pille schlucken. Aber keiner erinnerte sich an diesem Tag daran. Nur der Augenblick zählte. Dann quälte sich die Stimme das Hallensprechers noch einmal durch die Freudengesänge der Heiligenwalder. Aufstellung zur Pokalübergabe. DBV-Vizepräsident Klaus Walter und Frank Liedke überreichten dem Matchwinner Michael Keck den wertvollen DBV-Pott. Minutenlang taumelte der Pokal über die hochgereckten Arme der Spieler. Aus unzähligen Kameras zuckten Blitze. Jeder wollte die so lang ersehnte Trophäe nur einmal berühren. Korken flogen. Der Pokal füllte sich mehrfach mit Sekt. Scheinbar alle Schwierigkeiten die während der langen Saison beim SSV auftraten schienen mit einem Schluck aus dem silbrig glänzenden Gefäß in die Vergangenheit gespült zu werden. Es war ein Finale voller Dramatik. Ein Spiel, daß an Spannung kaum noch zu übertreffen ist. Ein Finale mit Klasse -oder einfach eine Werbung für den Badminton -Mannschaftssport.

Aber drehen wir das Rad der Zeit einmal um 1. Woche zurück -Samstag 27.April 15.00 Uhr Sporthalle am Kikweg Düsseldorf

Heiligenwald stand nach den beiden Siegen gegen den FC Langenfeld im Finale. Auf der anderen Seite der OSC Düsseldorf, der sich über drei Kranitz-Decker-WagnerSpiele gegen den amtierenden Deutschen Meister Bayer Uerdingen durchsetzen mußte. Heiligenwald spielt mit Vollbesetzung. Selbst Hermawan Susanto wurde zum Finale nach Deutschland geholt. Düsseldorf hielt mit den starken Chinesen Hu Zhilang und Xie Yanchun dagegen. Da für Heiligenwald noch der Däne Martin Lundgaard Hansen spielte, mußte die Holländerin Erica van den Heuvel aufgrund der immer noch bestehenden Ausländerreglung auf der Bank Platz nehmen.

Aber von Anfang an lief es beim SSV nicht richtig. Susanto verlor gegen den über sich hinauswachsenden Hu Zhilang. Im 1. Herrendoppel verloren Susanto / Keck gegen die beiden Chinesen deutlich. Auch der schnelle Lundgaard vermochte im 2. Herreneinzel gegen Xu Yanchun nicht zu punkten. Letztendlich verlor man enttäuschend mit 3:5. Nur noch mit einem Sieg tagsdrauf in der HaRa-Halle konnte sich der SSV Heiligenwald die Chancen auf den Titel wahren. Gespanntes Rätselraten auf der Heimfahrt ins Saarland. Wo sollte man gegen diese starke Mannschaft 5 sichere Punkte herholen?

Völlig neue Mannschaft

Dann Sonntags die Antwort auf diese offene Frage. Die Mannschaft wurde völlig umgebaut. Erica van den Heuvel wechselte ins Team. Martin Lundgaard Hansen mußte die Bank hüten. Ein cleverer Schachzug wie sich später herausstellte. Erica gewann mit Nicole Grether das Damendoppel sowie an der Seite von Michael Keck auch das Mixed. Zwei wichtige Spiele die man in Düsseldorf verlor. Die Taktik schien aufzugehen. Hermawan Susanto mußte nun im 1. Herreneinzel einen vorentscheidenden Punkt setzen. In einem souverän geführten Spiel zeigte er seine ganze Klasse und gewann unter dem Riesenjubel des Heiligenwalder Publikum in zwei Sätzen. Auch Nicole Grether zeigte Nervenstärke und gewann wie am Vortag gegen Nicole Baldewein deutlich. Mit einer riesen Fanunterstützung wurde an diesem Tag das fast unmögliche möglich. Heiligenwald trotzte in eigener Halle dem OSC ein 5:3 ab und wahrte sich somit die Chance im Entscheidungsspiel doch noch das Meisterstück zu schaffen.

Die ultimative Entscheidung - Das 3. Spiel

Mit 50 Fans an Bord fuhr dann am 19. Mai der SSV-Bus noch einmal nach Düsseldorf. Diesmal mußte man ohne Susanto auskommen. Er wurde vom indonesischen Badmintonverband als Co-Trainer der Nationalmannschaft zum Thomas-Cup nach Hongkong beordert. Große Überraschung bei der Aufstellung der Düsseldorfer. Der Trainer holte die beiden Chinesen im Doppel auseinander und setzte somit auf den Gewinn beider Herrendoppel. Aber Kranitz / Keck ließen sich nicht beirren und gewannen im 2. Herrendoppel. Auch Erica van den Heuvel und Nicole Grether setzten sich im Damendoppel durch. Zwischenstand 2:0. Thomas Berger und Dirk Wagner verloren im 1. Herrendoppel nach einer Superleistung nur sehr knapp. Neuer Spielstand 2:1 Dann erneut ein Schlüsselspiel. 3. Auflage im Dameneinzel zwischen Nicole Grether und Nicole Baldewein. Grether kämpfte- hatte riesiges Selbstvertrauen und gewann auch das 3. Spiel zum Zwischenstand von 3:1. Martin Lundgaard Hansen und Erica van den Heuvel erhöhten im Mixed auf 4:1. Spätestens jetzt mußte man sich auf ein „Sätzezählen" beim möglichen Unentschieden einrichten.

Im 1. Und 2. Herreneinzel setzten sich auch im 3. Finale die beiden Chinesen durch. Allerdings wirkten Sie lange nicht mehr so souverän wie in den Begegnungen zuvor. Beide konnten sich nur knapp gegen Lundgaard und Berger über die Runden retten. Aber dennoch neuer Spielstand 4:3 für Heiligenwald. Nun mußte wieder einmal Michael Keck im 3. Herreneinzel gegen Franz Josef Müller die Entscheidung bringen. Lautstarke Anfeuerungen beider Fanblöcke. Es ging für beide Spieler um Alles oder Nichts. Michael Keck zeigte Nervenstärke. Spielte sehr schnell und ließ Müller somit nie richtig ins Spiel kommen. Satzgewinn für Keck im ersten Durchgang. Empfang bei Innenminister Friedel LäppleDann Matchball bei 14:12. Aufschlag Keck - Linienclear von Müller- Diagonalschmetter von Keck sehr nahe an die Außenlinie. Der Linienrichter schlug die Hände vor sich zusammen „In" - Satz und Spielgewinn für Keck zum 5:3 Endstand. Nun der Rest wurde ja schon ausführlich beschrieben. Heiligenwald hat es nach 7 Jahren Bundesliga nun endlich geschafft. Jetzt wird erst einmal ausgiebig gefeiert bevor man sich wieder einmal in die Planung zur neuen Saison stürzt.
JüK

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